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Marcus Furius Camillus

Der von innenpolitischen Problemen überschattete Wiederaufbau Roms

Die Retter Roms fanden eine stark in Mitleidenschaft gezogene Stadt vor. Die Plünderungen der Gallier waren wahrlich nicht spurlos an ihr vorübergegangen. Es wurde ernsthaft diskutiert die Stadt an diesem Standort aufzugeben und stattdessen nach Veii zu gehen, um diese intakte Siedlung zu einem neuen Rom auszubauen. Doch Camillus und andere patriotisch Gesinnte sprachen sich vehement dagegen aus. Schliesslich konnten sie die Mehrheit der Bevölkerung vom Wiederaufbau überzeugen. In den folgenden Jahrhunderten sollte man den nun einsetzenden überhasteten Bau neuer Häuser - der Wohnungsmangel war eklatant - für die untypisch engen Gassen Roms verantwortlich machen; ein Umstand der erst nach dem grossen neronischen Brand von 64 n.Chr. einigermassen behoben werden konnte.

Sein fünftes konsularisches Militärtribunat 384 v.Chr. wurde von einer innenpolitischen Krise überschattet. Der Volksheld Marcus Manlius Capitolinus - er hatte den Vorstoss der Gallier auf den Kapitolhügel erfolgreich zurückgeschlagen - strebte Sozialreformen an und gewann dadurch bei den Plebejern und den einfachen Menschen grosses Ansehen. Angeblich wollte er sich zum König aufschwingen, wurde jedoch angeklagt und zum Tode verurteilt.

Im letzten Konsulartribunat von 381 v.Chr. war Camillus wieder in seinem Element. Sein Amtskollege Lucius Furius Medullinus war gegen die Praenestiner und Volsker zu Felde gezogen und hatte eine bittere Niederlage einstecken müssen. Camillus sammelte erneut die römischen Kräfte und konnte die Feinde schliesslich doch besiegen. Dadurch fühlten sich die Tusculaner bedroht und führten nun ebenfalls Krieg gegen Rom. Zusammen mit Lucius Furius Medullinus konnte er jedoch auch diese Krise meistern.

368 v.Chr. bestimmte der Senat Camillus erneut zum Dictator, jedoch nicht um gegen einen äusseren Feind ins Feld zu ziehen, sondern eine innenpolitische Krise zu meistern. Gaius Licinius Stolo wollte den Senat dazu zwingen bei der anstehenden Wahl der Konsuln die Plebejer zu berücksichtigen. Camillus legte die Diktatur jedoch sofort zurück, wobei nicht klar ist warum, doch könnte eine Erkrankung eine Rolle gespielt haben, wie auch ein Formfehler bei seiner Wahl. Vielleicht wollte er aber auch nur einer überhasteten Entscheidung vorbeugen.

Die Gallier waren seit einiger Zeit vertrieben worden, stellten aber in Norditalien immer noch eine Bedrohung dar. Nachdem Camillus von der militärischen Bühne abgetreten war, verwandte er seine Zeit dem Studium der gallischen Waffen, der Ausrüstung und der Kampftechnik. Fortan wurden die Rekruten besser ausgerüstet und mit der Taktik der Gallier vertraut gemacht. Diese Investitionen sollten sich 19 Jahre später auszahlen.

Im Jahre 367 v.Chr. drangen die Gallier erneut nach Mittelitalien vor und man bat den mittlerweile greisen Camillus wieder das Kommando zu übernehmen. Er wurde nochmals zum Dictator gewählt und tatsächlich gelang es ihm in der Schlacht am Fluss Anio unweit von Rom die Gallier vernichtend zu schlagen, sodass sie nie wieder eine direkte Bedrohung für Rom darstellen sollten.

Zurückgekehrt wollte er seine Dictatur niederlegen, doch man bat ihn weiter im Amt zu bleiben und sich der Lösung dringender innenpolitischer Fragen anzunehmen. Die beständigen Kämpfe und die zurückgelegte Diktatur im Vorjahr hatten nämlich die Gegensätze zwischen Patriziern und Plebejern nur vorübergehend zudecken können. Mittlerweile waren die Rivalitäten erneut aufgeflammt und auch um die Getreideversorgung dürfte es nicht zum Besten gestanden haben. Natürlich konnte Camillus den Klassenkampf nicht mit einem Federstrich beenden, doch gelang es ihm mit Weisungen an den Senat ihn merkbar zu entschärfen. Demnach sollte der konsularische Militärtribunat abgeschafft werden und der von nun an wieder zu wählende Konsulat aus je einem Patrizier und einem Plebejer bestehen. Im Gegenzug erhielten die Patrizier ein Prätorenamt zugestanden. Mit diesem Kompromiss, der als leges Liciniae Sextiae (Licinisch-Sextische Gesetze) in die Geschichte einging konnten alle Beteiligten gut leben. Um dies auch vor den Göttern zu besiegeln gab Camillus als letzte Amtshandlung noch einen Tempel der Concordia in Auftrag. Den Baubeginn sollte er jedoch nicht mehr erleben, da er um das Jahr 365 v.Chr. hochgeehrt an einer Seuche verstarb.

Von Marcus Furius haben sich keine Portraits erhalten


Quellen: P.Matyszak "Geschichte der Römischen Republik", "Der kleine Pauly"

 

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(PL)