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EINLEITUNG |
Flavius Honorius Herrschaft I Nach dem plötzlichen Tod seines Vaters übernahm der elfjährige Honorius 395 die Amtsgeschäfte im Westen. Er residierte in Mediolanum (Mailand) und stand ganz unter dem Einfluss des Heerführers Stilicho, der mit Serena, einer Nichte von Theodosius verheiratet war. Stilicho agierte ganz im Sinne des verstorbenen Kaisers. Er stand loyal zur Dynastie, hielt an deren politischen Programm fest und betrieb eine aktive Politik für das Gesamtreich. Er verheiratete 398 seine Tochter Maria mit Honorius und nach deren frühzeitigem Tod nahm der Kaiser 408 dessen zweite Tochter Thermantia zur Frau. Stilichos Sohn Eucherius verlobte er mit Galla Placidia. Diese Vorgehensweise kam am Hof jedoch nicht gut an. Man verdächtigte den Heerführer wohl zurecht, nach dem kaiserlichen Purpur zu streben. Honorius schien sich in dies alles ohne Widerspruch zu fügen. Ein eigenständiger Charakter war zu diesem Zeitpunkt nicht zu erkennen. Wie Stilicho im Westen, übte Rufinus im Osten die Vormundschaft für die zuerst noch minderjährigen Kaiser aus. Beide kannten sich von früher und waren sich nicht wohlgesonnen. Ersterer hatte nach dem Tod des Theodosius allerdings den Trumpf in der Hand, da das zur Niederringung des Eugenius eingesetzte Heer gerade im Westen stand. Der Osten war hingegen militärisch völlig entblösst. Die Westgoten unter ihrem Führer Alarich hatten an diesem Feldzug teilgenommen und waren nach grossen Verlusten in ihre Heimat entlassen worden. Anstatt dorthin rückzukehren, marschierten sie auf Konstantinopel und erzwangen einen Bündnisvertrag. Arcadius sprach ihnen die illyrische Präfektur mit Macedonia und Dacia (diesseits der Donau) zu. Dies war ein leichtes, da es das umstrittene Grenzgebiet war. So sah Stilicho die Zeit gekommen, nach Griechenland überzusetzen. Nun machte die Geschichte allerdings einen seltsamen Verlauf. Stilicho setzte seine Ansprüche nicht durch, fügte sich stattdessen der Entscheidung des Arcadius und rekrutierte auch keine Goten für sein Heer. Vielmehr entliess er die oströmischen Kontingente in die Obhut von Rufinus. Dieser wurde bald darauf im November 395 von den heimkehrenden Truppen ermordet und Stilicho ging vorübergehend ein Bündnis mit dem Hofkämmerer Eutropius ein. Der militärisch schwache Osten forderte die Goten erneut heraus und sie drangen plündernd in Griechenland ein. Arcadius sah sich gezwungen Stilicho zu Hilfe zu rufen. Dieser konnte Alarich in Westarkadien einschliessen, nutzte den Sieg allerdings nicht und liess die Goten ungeschoren nach Epirus abziehen. Zähneknirschend musste Eutropius die Goten erneut als Föderaten anerkennen. Ihnen wurde Makedonien zugewiesen und Alarich konnte sich Magister militum für Illyrien nennen. Nun erklärte man Stilicho zum Staatsfeind und Arcadius reklamierte die Diözese Africa für sich. Dort hatte nämlich der Militärkommandant Gildo, der Bruder des Rebellenführers Flaminus, gegen Honorius erhoben. Durch drastische Massnahmen hatte er sich selbständig gemacht und biederte sich nun Arcadius an. Gildo rüstete auf, verringerte die Getreideexporte nach Rom und beschlagnahmte kaiserliche Güter. Als ihn Stilicho von seinem Posten abberief, konterte er mit der völligen Gehorsamsverweigerung. Mit dem Ausbleiben des Getreides spitzte sich die Lage in Rom zu und es musste alles unternommen werden, um Africa wieder dem Reich einzuverleiben. Stilicho ging von einem langwierigen Krieg aus, doch meuterten die Truppen des Gildo überraschend im Jahre 398 und beendeten damit die Krise vorzeitig. Der Bruch zwischen den Brüdern bzw. ihren Beratern und eigentlichen Machtinhabern ging schliesslich so weit, dass man die Gesetzgebung und Konsulernennungen des jeweils anderen nicht mehr anerkannte. Honorius zog für den „Sieg“ über die Westgoten triumphierend in Rom ein und machte sich damit im Osten natürlich weiter unbeliebt. Die ersten Jahre der Herrschaft Honorius’ war somit von der Politik des Stilicho bestimmt. Die anstehenden militärischen, politischen, religiösen und sozialen Probleme wurden zwar nicht verschärft, aber auch nicht gelöst. 396 konnte die Rheingrenze noch einmal gehalten werden und die Beschlagnahmung des von Gildo zusammengerafften Vermögens erlaubte es dem Westreich ein Heer zu unterhalten, das selbst die Franken auf Distanz hielt. Sogar für Britannien konnte das eine oder andere Kontingent abgestellt werden. Es sollte die letzte Truppenzuführung auf die Insel sein. Auch in punkto Religionspolitik tat sich Honorius hervor. 399 wurden die verbliebenen heidnischen Tempel in Afrika geschlossen und Augustinus forderte man möge per Gesetz die verbliebenen „Götzendiener“ ausrotten. In diesem Sinne wurden durch Stilicho in Rom die Sibyllinischen Bücher verbrannt und das ewige Licht im Vestatempel gelöscht. Dennoch stand er den Heiden nicht völlig ablehnend gegenüber und bis zum Tod des Heerführers konnte die Kultpraxis noch aufrechterhalten werden. Nun erlies Honorius aber ein Gesetz, wonach Heiden der Zugang zum Militärdienst - und damit einer primären Karrierequelle - verwehrt wurde. 407/408 folgte ein Erlass, wonach jede Abweichung von der Staatsreligion als Majestätsverbrechen zu werten sei, und alljene die nicht dem Kurs der offiziellen Kirche folgten wurden vom Hof verbannt. Bereits ein Jahr später musste Honorius diesen Erlass wieder zurücknehmen, da ansonsten grosse Kontingente der Armee hätten entlassen werden müssen. In allen anderen Bereichen erfolgte eine rigorose Religionspolitik. Nun wurden sogar Massnahmen gegen Gamalel VII., dem Oberhaupt des Judentums, ergriffen. In die Geschichte eingegangen ist Kaiser Honorius auch in punkto Gladiatorenkämpfe.399 liess er alle noch bestehenden Gladiatorenschulen in Rom schliessen und fünf Jahre später - nach einem Zwischenfall mit dem Mönch Telemachos im Kolosseum - die Kämpfe endgültig verbieten. |
Rest einer Statue |
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